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Aristoteles

Aristoteles: Die Rhetorik ist die Kunst,
die möglichen Überzeugungsmittel
zu finden.

Dr. Ulonska Training
Institut für Kommunikation
und Management

Lindenteichstraße 8
D - 37124 Rosdorf
Tel: 05545/655-6
post@dr-ulonska.de
 

Rhetorik für Führungskräfte1

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Barack Obama: Berliner Rede am 19.6.2013 

 „Hallo Berlin. Bundeskanzlerin Merkel, ich danke Ihnen für Ihre Führungsrolle, Ihre Freundschaft und das Vorbild Ihres Lebenslaufs, einer Kindheit im Osten zum Regierungsoberhaupt eines freien und vereinigten Deutschlands. Wie ich bereits sagte, sehen Angela und ich unseren Vorgängern im Amt nicht gerade ähnlich. Aber die Tatsache, dass wir heute hier stehen können, an dieser Trennlinie, wo eine Stadt gespalten war, spricht für sich. Keine Mauer kann dem Wunsch, dem Drang nach Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit standhalten, der in der Seele des Menschen brennt.

Regierender Bürgermeister Wowereit, verehrte Gäste und insbesondere: Bürger von Berlin und Bürger Deutschlands, ich danke Ihnen für dieses außergewöhnliche Willkommen, diese Begrüßung. Ich fühle mich so wohl hier, dass ich mein Jackett ausziehen werde, und ich fordere alle, die das ebenfalls tun wollen, auf, das bitte jetzt zu tun. Wir können im Freundeskreis auch informell sein.

Wie Bundeskanzlerin Merkel sagte, hatte ich vor fünf Jahren die Ehre, in dieser Stadt in meiner Eigenschaft als Senator zu sprechen. Heute erfüllt es mich mit Stolz, als Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika zurückzukehren. Und ich bringe die anhaltende Freundschaft des amerikanischen Volkes sowie meine Frau Michelle und unsere zwei Töchter Malia und Sasha mit.

Sie haben vielleicht festgestellt, dass sie nicht hier bei mir sind, denn das Letzte, was sie wollen, ist, eine weitere Rede von mir anzuhören. Deshalb haben sie sich allein auf den Weg gemacht, um die Schönheit und Geschichte von Berlin zu erforschen.

Und diese Geschichte spricht heute hier zu uns. Hier haben über Tausende von Jahren die Einwohner dieses Landes den Übergang geschafft vom Stamm zum Fürstentum, zum Nationalstaat, durch die Reformation und die Aufklärung, bekannt als das Land der Dichter und Denker. Unter ihnen Immanuel Kant, der uns lehrte, dass die Freiheit das ursprüngliche Geburtsrecht des Menschen ist, das ihm kraft seiner Menschlichkeit gegeben ist.

Dieses Tor hier hat sich über zwei Jahrhunderte gehalten, während die Welt um es herum im Aufruhr war, im Aufruhr mit dem Entstehen und Vergehen von Kaiserreichen, Revolutionen und Republiken, Kunst und Musik und Wissenschaft, die das menschliche Können widerspiegeln, aber auch Krieg und Blutvergießen, die die Abgründe der menschlichen Grausamkeiten bloßstellen.

Es war hier, dass Berliner eine Insel der Demokratie erschaffen haben. Entgegen allen Aussichten. Sie wurden unterstützt durch eine Luftbrücke der Hoffnung und es ist uns heute eine Ehre, dass uns heute Oberst Gail Halvorsen begleitet. Er ist 92 Jahre alt, er ist Pilot der Rosinenbomber. Wir begrüßen ihn. Ich hoffe übrigens, dass ich auch so gut aussehe, wenn ich 92 Jahre bin.

Während dieser Zeit hat der Marshallplan den Anfang gesetzt für das Wirtschaftswunder, und das nordatlantische Bündnis hat unsere Völker geschützt. Die Menschen im Osten zogen Stärke und Kraft aus dem Wissen, dass hier in Berlin die Freiheit möglich war, dass die Wogen der Unterdrückung eines Tages überwunden werden konnten.

Heute, 60 Jahre nachdem sie sich gegen die Unterdrückung erhoben, gedenken wir der ostdeutschen Helden des 17. Juni. Als die Mauer schließlich fiel, waren ihre Träume endlich erfüllt. Ihre Kraft, ihre Leidenschaft, ihr bleibendes Beispiel erinnern uns daran, dass ungeachtet der Macht aller Streitkräfte es die Bürger sind, die entscheiden, ob sie durch eine Mauer definiert werden – oder dadurch, dass sie diese Mauer niederreißen.

Heute sind wir von den Wahrzeichen, den Symbolen eines neugeborenen Deutschland umgeben: Ein wiederaufgebauter Reichstag und die glitzernde Glaskuppel, die amerikanische Botschaft, die an ihrem angestammten Platz, am Pariser Platz ist. Dieser Ort selbst, früher ein wüstes Niemandsland, ist nun für alle zugänglich. Wenngleich ich nicht der erste amerikanische Präsident bin, der an diesem Tor spricht, freut es mich und ich bin stolz, auf der Ostseite von diesem Tor zu stehen und der Vergangenheit Tribut zu zollen.

Im Laufe der Geschichte lief das Schicksal dieser Stadt auf eine einfache Frage hinaus: Wollen wir frei leben oder in Ketten, unter Regierungen, die unsere Menschenrechte wahren, oder unter Regimes, die sie unterdrücken? In einer offenen Gesellschaft, die die Unverletzlichkeit des Einzelnen und unseren freien Willen achtet oder in abgeschotteten Gesellschaften, die die Seele ersticken?

Als freie Völker haben wir unsere Überzeugung schon vor Langem geäußert. Als Amerikaner sind wir überzeugt, dass alle Menschen gleich geschaffen sind mit dem Recht auf Leben, Freiheit und dem Streben nach Glück. Die Deutschen haben in ihrem Grundgesetz festgehalten, dass die Menschenwürde unantastbar ist. Und auf der ganzen Welt haben Völker sich verpflichtet, die allgemeine Erklärung der Menschenrechte einzuhalten, und die Menschenwürde aller Mitglieder der Weltgemeinschaft anerkannt.

Das stand über alle diese Jahre hinweg in Berlin auf dem Spiel. Und da eine euphorische Menge diese Mauer erklomm, weil korrupte Diktaturen neuen Demokratien weichen mussten, weil Millionen auf diesem Kontinent nun die Freiheit atmen, können wir sagen, dass hier in Berlin, hier in Europa unsere Werte gewonnen haben. Die Offenheit hat gesiegt, die Toleranz, der Frieden, hier in Berlin.

Und doch muss man über zwei Jahrzehnte nach diesem Triumph zugeben, dass sich manchmal Selbstgefälligkeit bemerkbar machen kann in unserer westlichen Demokratie. Häufig treffen sich Menschen, kommen an Orte wie diesen, um der Geschichte zu gedenken, nicht um neue Geschichte zu schreiben. Letzten Endes sehen wir heute keinen Beton mehr, keinen Stacheldraht, es gibt keine Panzer an der Grenze, keine Atomwaffenbunker.

Und so könnte der Eindruck entstehen, dass die großen Herausforderungen ein Ding der Vergangenheit sind. Das führt in Versuchung, sich nach innen zu kehren, an unsere eigenen Wünsche und Ziele zu denken, nicht an die Geschichte und den Zusammenhang. Wir sind davon überzeugt, dass wir unsere Schulden mit der Geschichte beglichen haben. Aber ich möchte hier sagen, dass Selbstgefälligkeit große Nationen nicht auszeichnet.

Die Herausforderungen und Bedrohungen der heutigen Zeit sind nicht so düster wie die vor 50 Jahren. Aber der Kampf um Freiheit, Sicherheit und Menschenwürde hält an. Und ich bin hierher gekommen, in diese Stadt der Hoffnung, weil die Prüfungen unseres Zeitalters von uns den gleichen Kampfgeist verlangen, der Berlin vor einem halben Jahrhundert gekennzeichnet hat.

Bundeskanzlerin Merkel erwähnte die bewegende Rede von Präsident John F. Kennedy, seine Erklärung der Solidarität: „Ich bin ein Berliner.“ Aber das ist nicht alles, was er damals sagte. Weniger in Erinnerung geblieben ist die Herausforderung, die Aufforderung, die er an die Menge stellte.

„Ich möchte Sie dazu auffordern“, sagte er damals zu den Berlinern, „den Blick zu heben und nicht nur die Gefahren der Gegenwart zu sehen. Den Blick zu richten auf die Freiheit dieser Stadt. Und vor allem, den Blick zu richten auf den Tag des Friedens in Gerechtigkeit für Sie und alle anderen – für die gesamte Menschheit.“

Präsident Kennedy wurde uns geraubt, weniger als sechs Monate, nachdem er diese Worte gesprochen hatte. Wie so viele, die in diesen Jahrzehnten der Spaltung lebten, hat er das wiedervereinigte Berlin nicht mehr erlebt. Er lebt immer als junger Mensch in unserem Gedächtnis, aber seine Worte sind zeitlos. Denn sie ermahnen uns dazu, nicht nur an unsere eigene Bequemlichkeit zu denken, an unsere eigene Stadt, an unser eigenes Land. Sie erfordern von uns, dass wir an das Wohl der gesamten Menschheit denken.

Wenn wir den Blick heben, wie Präsident Kennedy uns ermahnte, werden wir feststellen, dass unsere Arbeit noch nicht getan ist. Wir sind nicht nur Bürger der Vereinigten Staaten oder Deutschlands, wir sind auch Weltbürger. Und unser Schicksal, unsere Zukunft sind enger miteinander verknüpft denn je.

Wir leben vielleicht nicht mehr in Furcht vor einer globalen Vernichtung, aber solange es Kernwaffen gibt, sind wir nicht wirklich sicher. Wir können terroristischen Netzwerken Schläge versetzen, aber wenn wir die mangelnde Stabilität und Intoleranz ignorieren, die zum Extremismus führt, dann ist unsere eigene Freiheit gefährdet. Wir genießen vielleicht einen Lebensstandard, um den uns die Welt beneidet, aber solange Hunderte von Millionen Menschen die Qual des Hungers durchmachen oder die Ängste der Arbeitslosigkeit, können wir nicht von richtigem Wohlstand sprechen.

Ich sage dies hier, im Herzen Europas, denn unsere gemeinsame Vergangenheit stellt unter Beweis, dass keine dieser Herausforderungen überwunden werden kann, wenn wir uns nicht als Teil eines größeren Ganzen sehen. Unser Bündnis ist die Grundlage der globalen Sicherheit. Unsere Wirtschaft und Handel sind der Motor der globalen Wirtschaft.

Unsere Werte und Prinzipien ermahnen uns dazu, verlangen von uns, dass wir an das Leben der Menschen denken, die wir vielleicht nie kennenlernen werden. Europa und Amerika können als Vorbilder vorangehen und Dinge tun, die andere Länder nicht bereit sind zu tun. Heben wir also heute den Blick und denken an diesem Tag an den Frieden mit Gerechtigkeit, den unsere Generation für die Menschen, für die Menschheit wünscht. Wie ich bereits sagte, können wir mit dem Beispiel zu Hause beginnen.

Wir wissen aus eigener Erfahrung, dass Intoleranz zu Ungerechtigkeit führt, sei es auf der Grundlage von Rassenzugehörigkeit oder Religion, Geschlecht oder Sexualität. Alle Menschen ungeachtet ihres Aussehens müssen die gleichen Chancen haben. Unsere Frauen und Töchter müssen die gleichen Möglichkeiten haben wie unsere Männer und unsere Söhne.

Wenn wir den Glauben anderer achten, die in Kirchen und Synagogen, in Moscheen oder Tempeln beten, dann befinden wir uns in größerer Sicherheit. Wenn wir die Einwanderer begrüßen mit ihren Talenten und Träumen, dann werden wir erneuert. Wenn wir uns für unsere schwulen und lesbischen Brüder und Schwestern einsetzen und ihre Liebe und ihre Rechte vor dem Gesetz gleichstellen, dann verteidigen wir auch unsere Freiheit.

Wir sind freier, wenn alle Menschen und alle Völker ihr eigenes Glück verfolgen können. Solange es Mauern in unseren Herzen gibt, die uns von jenen trennen, die nicht aussehen wie wir oder nicht so denken oder nicht den gleichen Glauben haben, dann müssen wir uns mehr anstrengen, um diese Mauern einzureißen.

Frieden mit Gerechtigkeit bedeutet eine freie Wirtschaft, die den Talenten und der schöpferischen Kraft des Einzelnen freien Lauf lässt. Andere Wirtschaftsmodelle lenken die Wirtschaft und das Wachstum von oben herab, andere verlassen sich auf Bodenschätze. Aber wir sind davon überzeugt, dass unser oberstes, unser höchstes Gut unsere Menschen sind. Deswegen investieren wir in Bildung, Wissenschaft und Forschung.

Zu diesem Zeitpunkt, da wir uns von der Rezession erholen, dürfen wir unseren Blick nicht abwenden von der Schande der zunehmenden Ungleichheit und dem Schmerz und der Not der Jugendlichen, die arbeitslos sind. Wir müssen in unseren eigenen Gesellschaftssystemen neue Aufstiegsmöglichkeiten schaffen, auch indem wir ein neues Freihandelsabkommen, eine neue transatlantische Partnerschaft verfolgen.

Amerika wird zu den Europäern stehen, die die Europäische Union stärken, und wir wollen sicherstellen, dass alle Menschen die Würde genießen, die sich aus der Arbeit herleitet, sei es in Chicago oder in Cleveland, in Belfast oder Berlin, in Athen oder Madrid. Frieden und Gerechtigkeit bedeuten, die Hand jenen zu reichen, die um Freiheit kämpfen, ganz gleich wo sie leben. Verschiedene Völker und Kulturen müssen ihren eigenen Weg verfolgen, aber wir müssen die Lüge ablehnen, dass jene, die in entlegenen Orten leben, sich nicht nach Freiheit oder Selbstbestimmung sehnen, genauso wie wir, nach Menschenwürde und Rechtsstaatlichkeit.

Wir können nicht diktieren, wie schnell sich die Dinge verändern an Orten wie der arabischen Welt. Aber wir müssen den Vorwand zurückweisen, dass wir nichts tun können, um den Wandel zu unterstützen. Wir dürfen nicht davor zurückschrecken, unsere Rolle zu übernehmen, etwa bei der Unterstützung des afghanischen Volkes, wenn es Verantwortung übernimmt für seine Zukunft. Oder wenn wir für einen israelisch-palästinensischen Frieden arbeiten, oder wenn wir uns in Birma einsetzen, um Freiräume zu schaffen für ein mutiges Volk, dass sich von Jahrzehnten der Diktatur erholt.

In diesem Jahrhundert sind solche die Bürger diejenigen, die sich nach einer freien Welt sehnen. Sie sind heute das, was Sie einmal waren. Und sie verdienen unsere Unterstützung. Auch sie sind Bürger Berlins und wir müssen ihnen helfen, wir müssen sie unterstützen, jeden Tag.

Frieden mit Gerechtigkeit bedeutet, dass die Sicherheit der Welt gewährleistet wird in einer Nuklearwaffen freien Welt, ungeachtet dessen, wie weit dieser Traum sich in der Zukunft befinden mag. Als Präsident habe ich unsere Bemühungen verstärkt, die Verbreitung von Atomwaffen zu verhindern, die Zahl der amerikanischen Atomwaffen zu reduzieren und ihre Rolle zu verändern.

Heute gebe ich zusätzliche Schritte bekannt. Nach gründlicher Überprüfung habe ich bestimmt, dass wir die Sicherheit Amerikas und unserer Verbündeten sicherstellen können, wenn wir unsere strategischen Atomwaffen und einsatzbereiten Sprengköpfe um ein Drittel reduzieren. Gleichzeitig werden wir mit unseren Nato-Verbündeten daran arbeiten, die Zahl der taktischen Atomwaffen der USA und Russlands zu reduzieren.

Wir werden einen internationalen Rahmen schaffen für die friedliche Nutzung der Kernkraft und die Ambitionen Nordkoreas und Irans bezüglich der Kernkraft in Grenzen halten. Amerika wird 2016 einen Nuklearsicherheitsgipfel abhalten, um die Verbreitung von Kernwaffen auf der ganzen Welt zu bannen. Wir ermahnen alle, diesem Rat beizutreten.

Frieden mit Gerechtigkeit bedeutet, dass wir nicht unsere Kinder zum Leben auf einem schrecklichen Planeten verurteilen. Die Bemühung, dem Klimawandel Einhalt zu gebieten, bedarf der Klimaschutz-Aktionen, und in diesem Bereich sind Deutschland und Europa wegweisend. In den Vereinigten Staaten haben wir vor kurzem den Einsatz erneuerbarer Energien verdoppelt, sauberer Energiequellen wie Wind und Solarkraft. Wir müssen aber mehr tun. Und wir werden auch mehr tun.

Wenn die Mittelschicht auf der ganzen Welt immer mehr Energie konsumiert, muss dies eine Anstrengung aller Nationen sein, denn die bedrohliche Alternative würde uns alle treffen: schlimmere Stürme, weitere Hungersnöte und Überflutungen, steigende Meeresspiegel, verschwindende Küsten und neue Flüchtlingswellen. Das ist die Zukunft, die wir abwenden müssen.

Das ist die globale Bedrohung unserer Zeit. Und im Interesse zukünftiger Generationen müssen unsere Generationen einen globalen Pakt anstreben, um dem Klimawandel Einhalt zu gebieten. Das ist unsere Aufgabe, und wir müssen uns an die Arbeit machen.

Frieden mit Gerechtigkeit bedeutet, dass wir unseren moralischen Verpflichtungen nachkommen. Und wir haben eine moralische Verpflichtung und auch großes Interesse daran, die verarmten Regionen der Welt zu unterstützen. Wenn wir Wachstum fördern, ersparen wir einem Kind in der Zukunft ein Leben in extremer Armut. Wenn wir in Landwirtschaft investieren, dann schicken wir nicht nur Lebensmittel, sondern wir bringen Bauern die Landwirtschaft bei. Wenn wir die öffentliche Medizin stärken, dann schicken wir nicht nur Medikamente, sondern schulen Ärzte und Krankenschwestern, um Kinder vor einem vermeidbaren Tod zu retten und auch das Versprechen der ersten Aids-freien Generation einzulösen.

Es ist möglich. Unsere Anstrengungen müssen weiter gehen, als sich nur in Wohltätigkeit zu erschöpfen. Es geht um neue Modelle, Menschen zu befähigen, Institutionen zu schaffen, Korruption zu bekämpfen, Handelsbeziehungen zu schaffen mit dem Westen und auch zwischen anderen Nationen. Wenn sie Erfolg haben, dann werden auch wir erfolgreicher sein. Unsere Schicksale sind eng miteinander verflochten. Wir können nicht mehr jene ignorieren, die sich nicht nur nach Freiheit sehnen, sondern auch nach Wohlstand.

Denken wir schließlich daran, dass Frieden mit Gerechtigkeit von unserer Fähigkeit abhängt, sowohl die Sicherheit unserer Gesellschaftssysteme zu gewährleisten als auch die Offenheit, die sie definiert. Die Bedrohung der Freiheit kommt nicht immer von außen. Manchmal entstehen sie auch im Inneren. Sie kann sich von unseren Ängsten ableiten und der Gleichgültigkeit der Bürger.

Über ein Jahrzehnt befinden sich nun die USA im Kriegszustand. In den vergangenen fünf Jahren, seit meiner letzten Ansprache hier, hat sich viel verändert. Der Krieg in Irak ist vorbei. Der Krieg in Afghanistan nähert sich dem Ende. Es gibt Osama Bin Laden nicht mehr, und unsere Anstrengungen gegen al-Qaida verändern sich. Und in Hinblick auf diese Veränderung habe ich im letzten Monat über die Anstrengungen Amerikas gegen den Terrorismus gesprochen.

Ich habe mich dabei leiten lassen von einem der Gründer Amerikas, James Madison. Er schrieb: „Kein Land kann seine Freiheit in einem ständigen Kriegszustand wahren“, und er hatte recht. Das heißt, dass wir, selbst wenn wir immer wachsam sind bezüglich der Bedrohung des Terrorismus, den Gedanken eines ständigen Kriegszustands überwinden müssen. In Amerika bedeutet es, dass wir unsere Bemühungen verdoppeln müssen, um das Gefangenenlager in Guantánamo zu schließen. Es bedeutet eine strenge Kontrolle des Einsatzes von Kampfdrohnen und dass wir das Streben nach Sicherheit und den Schutz der Privatsphäre in Einklang bringen.

Ich bin zuversichtlich, dass man diese Balance einhalten kann. Ich bin zuversichtlich und davon überzeugt, dass wir in Zusammenarbeit mit Deutschland gegenseitig unsere Sicherheit gewährleisten unter Beibehaltung unserer Prinzipien, für die wir uns einsetzen. Unsere gegenwärtigen Programme beruhen auf Prinzipien der Rechtsstaatlichkeit. Sie helfen dabei, echte Bedrohungen festzustellen, und sie helfen auch dabei, Menschen in Amerika und andernorts zu schützen.

Aber ich akzeptiere die Herausforderungen, vor denen wir alle als demokratische Regierungen stehen. Wir müssen jenen zuhören, die uneinig mit uns sind. Wir müssen eine offene Debatte haben darüber, wie wir unsere Macht einsetzen und wann wir sie einschränken. Wir müssen daran denken, dass die Regierung im Dienste des Individuums steht und nicht umgekehrt. Das macht uns zu dem, was wir sind, und das unterscheidet uns von jenen in anderen Teilen der Welt, auf der anderen Seite der Mauer. Und so werden wir unserer besseren Geschichte treu bleiben, während wir weiter nach dem Tag streben, an dem Frieden und Gerechtigkeit herrschen.

Dies sind Überzeugungen, an die wir uns halten. Es sind Werte, die uns anleiten, die Prinzipien, die uns als freie Völker verbinden, die noch an die Worte von Martin Luther King glauben: Dass „die Ungerechtigkeit an irgendeinem Ort eine Bedrohung der Gerechtigkeit an allen anderen Orten ist“.

Und sollte jemand die Frage stellen, ob unsere Generation den Mut hat, diesen Prüfungen zu begegnen, sollte also jemand die Frage stellt, ob die Worte von Präsident Kennedy noch heute zutreffen, dann sollte er oder sie nach Berlin kommen. Hier findet man Menschen, die sich aus den Ruinen des Krieges erhoben haben, um die Früchte des Friedens zu genießen, vom Schmerz der Trennung zur Freude der Wiedervereinigung. Und hier wird man sich auch an Menschen erinnern, die sich hinter einer Mauer gefangen fanden, die den Kugelfeuern widerstanden, über Mienenfelder gelaufen sind, Tunnel gegraben haben, von Gebäuden gesprungen sind und die Spree durchschwommen haben.

Die Mauer ist nun Geschichte, aber wir müssen ebenfalls Geschichte schreiben. Und die Helden, die vor uns gelebt haben, ermahnen uns dazu, unsere hohen Ideale zu erfüllen. Wir müssen uns um junge Menschen kümmern, die in ihren eigenen Ländern keinen Arbeitsplatz finden. Um Mädchen, die nicht die Schule besuchen dürfen.

Wir müssen die Freiheit gewährleisten und anderen die Hand reichen, die Freiheit wollen. Dies ist die Lektion der verschiedenen Zeitalter. Das ist der Geist von Berlin. Und der größte Tribut, den wir unseren Vorgängern zollen können, ist, dass wir ihre Arbeit fortführen und für Frieden und Gerechtigkeit eintreten, in allen Ländern und für die gesamte Menschheit.

Vielen Dank und Gottes Segen. Gott segne die Deutschen und die Vereinigten Staaten von Amerika.

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